2000 Bergtrekking im Hohen Atlas (Marokko)

Durchgeführt durch Nordwind Reisen, Memmingen (http:www.nordwindreisen.de)

 

 

Tourenbericht unseres Reiseleiters Karl Schott

Bilder von Georg Alfter

20.5. bis 03.6.00 H. ATLAS „Der Weg ist das Ziel"

20.5. In FRA treffen sich 4 von 7 Teiln . mit mir . Der Rest ist bereits in Marrakech. Für mich ist es das 6.X Marokko. Linienflug mit RAM ab FRA 15.00. Zeitdiff. Maroc = - 2h. Umsteigen wie üblich in Casablanca. Mit uns fliegen vom DAV-Summit-Club 18 (!) Teiln. + nur einem Führer Richtung Toubkal! Empfang in Marrakech durch dipl. Bergführer Brahim und dipl. Koch Ibrahim. Der Maghreb empfängt uns von Benzin/Diesel geschwängerter Luft. Auf dem zentralen Platz Jemaa el Fna Trance-Tänze zu rhythmischen Trommeln. Auf dem Dach des Touristenhotels ALI treffen sich nacheinander alle Teilnehmer. Mit Gerhard und Georg werden alte Erlebnisse ausgetauscht.

           

21.5. Wir machen uns mit einem Kleinbus und dem ganzen Gepäck auf den Weg (AZILAL 165 km, gite d´étape des GTAM HAUT ATLAS 88 km) . Oleander, Akazien, Olivenbäume. Zeugenberge mit nacktem Fels, Schafe auf den abgeernteten Feldern. Auf der Kreuzung vor Ait Mhammed Fahrzeugwechsel. Die Hänge getupft mit Büschen und kleinen Wacholderbäumen (oder Buchs?). Etwas Gegenverkehr, da Sonntagsmarkt in TABANT. Riesige Steineichen (Quercus suber). Gite d´ étape 1880 m hoch gelegen. Erste Hilfe an einer Bäuerin, die sich eine Fingerkuppe abgesichelt hat. Lahcen ist wieder Cheftreiber der 5 Mulis, ebensoviele Tierführer.

22.5. 8.15 Aufbruch - diese Zeit pendelt sich im Laufe der Tage ein. Über dem fruchtbaren Tal leuchtet der M´GOUN im Neuschneekleid. Mittags im Schatten des Ait SAID unter Pappeln Tee, Salat, Dosenfisch, frisches Brot, Bananen. 13.30 Weitermarsch. Unterwegs Wohnhöhlen im Steilfels (Fluchthöhlen ?). Ackerbau bis auf 2300 m. Zeltplatz am Bach auf 2325 m. Nachts Sturmböen.

23.5. Außer uns sind nur noch 3 Engländer unterwegs. Auf dem Sattel 3300 m starker Wind, Frage nach der Chance am M.G. „Inschallah" (mit Allahs Hilfe) oder „Bismilla" (in Gottes Namen)! Hochfläche TARKEDDID 2900 m die Basis für die Besteigung des M.G. 13.00. Wegen des starken Windes Essen in der kahlen Hütte. Gemüseeintopf, Äpfel, Bananen. Außer uns sind noch frz. Gleit-schirmflieger da. Die M´Gounkette bewölkt sich immer mehr. Nachts Regen, dann Schneefall, der die Zelte bedeckt. Im Zelt = 0 Grad C.

                              

24.5. Die Besteigung wird ohne Gegenstimme abgeblasen. Frühstück in der schmutzigen Hütte: Brot, Kornflakes, Kaffee, Tee, Trockenmilch, Pflanzenbutter, Honig, Marmelade, Nutella, Käse, Orangen. Zelte nass einpacken im Mulistall – alle packen an. Im Nebel aufsteigen zum Talabbruch, auf einer Geländerippe Abstieg bis P. 2560 m. Aufstieg in den Igel-Polster-Weiden (Schutz vor Wind, bei hoher Einstrahlung und Verdunstung!). Sattel 2915 m Pause. Erste Begegnung mit Hirtenkindern und große Dromedarherden. Am M.G.-Bach Mittagpause. Lager 3 IKISS auf 2570 m. Zelte trocknen und reparieren (GOBI-Zelte!) Meine Kamera mit Hilfe von Kirstens Ersatz-Batt. wieder in O. „wocha"! Am Abend feiert die Be-gleitmannschaft ausgelassen am Lagerfeuer. Wir sind beeindruckt von ihrer tiefen Religiosität (5 X am Tag Gebete! Eine Riesenschaf-herde mit dem Schäfer taucht oben am Kamm als Silhouette auf.

                                                     

          

           

25.5. Kurzetappe – fast ein Ruhetag. Um jede Ecke ein neuer Ausblick, ein neues Blatt des Buches wird aufgeschlagen. Der nun ansehnliche Bach windet sich unter uns. Zu den Flussmäandern etwas Gescheites: An den Ufern bilden sich Prall- und Gleithänge, an Prallhängen kommt es zu Unterschneidungen und Auskolkungen und an den Gleithängen zu Schlamm- und Kiesablagerungen. Hier sind die höchsten Sommerweiden und Steinhütten der Halbnomaden anzutreffen. Ruhiges Tempo – viele Fotos! Wacholderbäume. Entweder über Felsvorsprünge klettern oder Flusswaten mit Sandalen. Biwak an der alten Kasbah. Zwei Begleiter reiten ca. 2 h Richtung Ameskar um Quellwasser zu holen! Platz TIGHREMT 2165 m. Gr. Wäsche am Fluss. Treffen auf 1.Touristen (Marokkaner). Über diese Stelle reiten die Tierführer in 2 Tagen über Ameskar und Tabant zurück in die Heimat! In dieser Nacht ein Muli fressend, schnaubend und stampfend nahe meinem Zelt.

      

26.5. Erstes Dorf am Fluss mit fruchtbaren Feldern TALAT RIRENG mit einem winzigen Laden, Georg kauft einen CHECH (Turbantuch), der bald färbt. Riesen Purpur-Knabenkräuter-Orchideen. Zur Mittagspause über eine Brücke, gegenüber einem Dorf mit eifrigen Freitagsgebets-Männern in weiß .Die Mädchen/Frauen waschen trotzdem am Fluss. Willi, Gerhard & ich gehen jetzt in Sandalen in der Mulispur und im Fluss auf gleicher Höhe mit der Gruppe, die auf schmalen Schichtköpfen geht. 16.45 sind wir im nächsten Lager, Zelte verteilt auf 2 Dreschplätzen, gegenüber wieder ein schmaler Gemischtwarenladen (alimentaires). Morgen soll es in die Schlucht (gorge) gehen. Dorf IMI NIRKT 2000 m, in den Flußauen Tamarisken (Tamarix arceuthoides).

                 

                                              

27.5. Das CANYON zeigt sich im bestem Foto-Licht, da wir nicht zu früh dran sind. Fasziniert von den Engstellen mit hohem Wasserstand, den himmelhohen Felswänden, Gebilden wie steingewordene Dome und Schiffskiele! Mittag bei einem Händler, der ein Bastdach gegen die grelle Sonne aufgebaut hat und allerhand im Angebot hat: Kodakfilme, Klopapier, Seife, Cola, Tomaten usw.

Gunnar kommt anfangs ohne Stöcke und Sandalen mittels Umgehungen und kühnen Sprüngen gut mit, doch später muß auch er mit den Wanderstiefeln in das jetzt warme Nass! Nach der Pause Tempoerhöhung, da ein Unwetter droht. Bei einem Dorf mit Zwergschule vorzeitiges Biwak auf dem steinharten Dreschplatz. Elfriede unter-hält die Dorfkinder mit Bonbons und Spielen, Willi und Gerhard vertreten den deutschen Fußball mit einem knappen Sieg. Die ersten Mückenstiche auf dem Sonnenbrand.

               

                              

28.5. Nach kurzer Zeit nun wieder frisches Flusswasser im Schatten der Berge, die sich immer mehr rot färben. Tag der bis zu 3 m hohen Oleanderbüsche. 2h-Mittag gegenüber dem Hauptort des Tales und unterhalb der Auberge. Vorher passieren wir das 98er Biwak mit den zwei verfallenen Kasbahs. Jemand versucht die Flussquerungen zu zählen, hört aber bei Nr. 50 auf! Immer wieder eifrige Waschmädels am Fluss, ohne Chance zu fotografieren. Endlich weichen die Wände etwas zurück, sind als Mauern ausgebrochen, andere stehen als Ruinenmauern und –kanten. 16.00 stehen wir an der neuerbauten Brücke von BOU THRARAR. Das letzte Teilstück war wegen der großen Kiesel in Sandalen ermüdend. Das Ziel des Flusstrekkings ist erreicht. Im neuen gite d´ étape wird geduscht, gewaschen und in einem Teppichsalon übernachtet. Abschied der Tierführer mit Umarmungen, Trinkgeld und Klamottengeschenken. Brahim braucht Aspirin.

             

             

29.5. 6.30 mit dem Extrakleinbus nach KALAA M´GOUN im DADES-VALLEE. Brahim stellt mit dem Handy Kontakt mit dem Hotel Ali-Kleinbus her, der uns nach Imlil bringen soll. Kurzer Stopp in QUARZAZATE an der wuchtigen Taourirt-Kasbah. Bei grosser Hitze 45 Min.-Besichtigung des Wehrdorfes AIT BENHADDOU, UNESCO-Kulturerbe und Schauplatz der Filme „Lawrence von Arabia" und –„Sodom und Gomorrha".

             

 Fahrt über den mit 2260 m höchsten Pass von Marrokko TIZI-n-TICHKA „Weideplatz" und am Fusse des Passes auf einer Terrasse – wie `98 – kl. Mittagessen. Dann bei einer Pause etwa 30 km vor dem Ziel springt der Motor nicht mehr an. 2.30 h warten auf Entsatz-Bus – Mercedes mit Holzbänken & Matratzen. Elfriede leidet auf der teilweise zerstörten Bergstraße zwischen ASNI und IMLIL. Zu Fuss zum Heimatdorf Brahims. DOUAR MAZIK 1850 m, wo uns die kompl. Fam. AZDOUR empfängt. Endlich warme Dusche und Elektrizität. Brahim ist immer noch krank. Abendessen im nach orient. Geschmack eingerichteten Teppichsalon mit schwellenden Kissen. Ein Teil der groupe schläft auf dem Dach.

             

30.5. Aisha, die Hausfrau, bäckt uns köstliche crepes. Später Auf-bruch mit einer neuen Muli-Gruppe nur 3 Tiere, da wir die tentes dalassen. Führer ist unser Koch Ibrahim. Abstieg Imlil 1700 m, Auf-stieg im Schatten des Kiefern-(pinos)-Waldes. Gr. Gruppen von Franzosen und Engländern oben auf dem 2245 m hohen TIZI n´TAMART auf versch. Routen unterwegs. Hier ist gar ein Getränke-Kiosk!! Piste für Jeeps bis zu unserem Ziel QUANESEKRA 2125 m, mit unsauberer gite d´ étape. Viel Wasser am Osthang, Mittagessen im Grünen. Die Gruppe hat viel Zeit und teilt sich in Untergruppen auf um die interess. Umgebung zu besuchen. Sauberer ist das Dorf TACHEDDIRT im gleichnamigen vallée. Tacheddirt hat ein winziges Café und ein privates refuge. Schlafen alle auf der Veranda und hören vom Nachbardorf den Muezzin per Lautsprecher.

                          

31.5. 7.30 Aufbruch Mitteletappe mit einer Kette von Berberdörfern. Sehr schön die Wohn-Waben vom Gegenhang betrachtet. Hauptort IKKISS 2035 m, Pause auf dem Tizi n´AGUERSINAL. Abstieg zum Haupttal, tiefster P. 1580 m. Willi hat hier seine Mütze liegenlassen und muss seinem Sonnenschutz holen, Bauarbeiter finden sie. Heißer Marsch und viele Ginsterbüsche. Mittag unter einem Walnussbaum 1775 m gegenüber von MATATE. Noch ein TIZI OUDITE 2219 m, Abstieg über roten Sand nach AIT AISSA 16.20 an, in einem Berberhaus mit Treppenlabyrinth und einem kleinen Wasserfall. Im Dorf scheint es keinen Laden zu geben, der Junge vom Hause liefert Getränke. Kirsten und Günter sind trotz des langen Tages noch auf botanischem Streifzug. Auf. Fast alle schlafen auf der Terrasse mit gutem Blick auf das Minarett und die verwinkelten Gassen. Das Klo hat „durchfließendes" Wasser!

             

1.6. Bereits um 7.20 marschieren wir den Bewässerungsgräben ent-lang im Schatten und leicht absteigend im Vallée OUSSEM zum gleichnamigen Dorf, das romantisch auf einem Bergvorsprung liegt. Der Unrat in den Gassen stimmt weniger idyllisch, doch muss man anerkennen, dass selbst der letzte Kleiderfetzen zum Abdichten der Bewässerungsgräben herhalten muss! Am Pass TIZI MZIK 2489 m in Sichtweite unseres Tageszieles längere Pause im Schatten eines Walnussbaumes. Der Abstieg durch Schotterfelder endet jäh bei der 1. Quelle zum üblich-frugalem Mittagessen. Auch hier sind schon fliegende Händler mit Cola und Berbertand – die Zivilisation hat uns wieder! Im Brahimhaus angekommen gibt es den erfrischenden thé à la menthe: grüner Chinatee, stark gesüßt mit frischer Minze. Die Gruppe geht shopping nach Imlil und versucht vergeblich Dirhamscheine zu wechseln. Zeltpflege auf der Veranda. Grosses Abendessen mit Lamm, das Brahim auf dem Tisch zerlegt und couscous. Abschließend der schlöh-Schreittanz der Dorfjugend mit dem Tamburin-tamtam. Doch noch origineller ist der allabendliche Zug durch den schmalen Dorfweg der Kinder und Frauen die Grünfutter am Rücken schleppen, der Männer mit der Feldhacke. Esel, Mulis, Schafe, Ziegen in kleinen Herden. Kühe meist einzeln von den Weibern geführt. Alles ohne Eile, mit einem Schwätzchen unterbrochen. Junge Mütter mit Babys auf dem Rücken.

       

                                          

2.6. 8.30 mit 2 Muliladungen zum Bus-Parkplatz. Umladen auf einen Kleinbus und ab nach MARRAKECH. Brahim fährt mit seinem R4 voraus. In Marrakech fast 40 Grad! Die Jansens verabschieden sich im ALI rasch via Agadir nach München. Beim Freitagsgebet sind die souks fast leer. Kurzer Sandsturm, Regen beschert kaum Kühle. Beflaggung wegen des Besuchs König Mohammed VI. Abendessen organisiert Brahim auf der Ali-Dachterrasse. Anschl. mit den 3 G`s komplizierte Biersuche. Fündig im Cafe ICEBERG - Plagbier aus Amsterdam unweit der Shell-Tankstelle Dm 15,- 0.24 l. Grosse Schwüle im Ali!

                

                                              

3.6. 4.30 Frühstück, 5.00 Abf. Irrtümlich mit einem EXPLORER-Rucksack. Brahim daher eilig mit ihm zurück zum ALI. Abflug 6.45 nach FRA.

             

FAZIT : Eine unproblematische, kameradschaftliche, sehr sportliche Mannschaft, ohne gesundheitliche Ausfälle.

Euer Wegbegleiter Karl